Interview mit einem Vater zu SpielRaum und Väter-Seminar  am 12.Juli 2107

Andres hat zwei Kinder, einen 3 jährigen Sohn und eine 9 Monate alte Tochter.

F: Was hast du aus den Spielraumerfahrungen für dich mitgenommen?

A: Vor allem RUHE. Einerseits, wie ruhig und konzentriert die Kinder im Spielraum und danach waren, zum anderen habe ich eine eigene innere Ruhe und ein Gefühl der Sicherheit mitge-nommen, mit der Erkenntnis, dass diese wiederum wichtig für die Begleitung meiner Kinder ist. Ausserdem die Erkenntnis, dass ein Leben in der Großstadt für die Kinder manchmal sehr anstrengend ist. Daher suche ich nun ruhigere Ecken, Wege und Räume, die insbesondere den kleinen Kindern gerechter werden. Ich realisiere selbst auch mehr, wie mich die Großstadt manchmal stresst. Ich bin aufmerksamer in der Auswahl der Spielmaterialien geworden und gebe ihnen nicht alles, was wir geschenkt bekommen. Ausserdem habe ich erkannt, dass zu viele Sachen die Kreativität der Kinder einschränkt.

F: Was machst du anders im Umgang mit den Kindern als deine Partnerin?

A: Ich mache vieles anders, vielleicht einiges geschlechtsspezifisch, das ist aber auch eine Frage des Temperamentes. Zum Beispiel gebe ich den Kindern viel Freiraum und versuche in Konfliktsituationen nicht so konfrontativ zu sein, sondern eher die Situation spielerisch aufzulösen statt mit Macht meinen Willen zu bekommen. Ich setze mich auch gerne mal aufs Sofa und beobachte die Kinder einfach nur. Man kann die Kinder viel alleine machen lassen, kann auch den Kleinen schon viel Entscheidungsfreiheit geben. Sie können selber entscheiden, was sie als nächstes tun möchten und brauchen nicht so viel von den Eltern vorgegeben zu bekommen.

F: Was war deine Motivation zum Väter-Seminar zu kommen?

A: Ich war neugierig mal ein Seminar nur mit Vätern zu machen, ohne die Mütter. Das kenne ich so nicht. In einem Kursrahmen nur Männer zu treffen. Auch fand ich es spannend, das Seminar teils mit, teils ohne die Kinder zu machen. Beeindruckt war ich dann, wie unterschiedlich die Väter waren. Das Alter, die Herkunft und die Familienkonstellationen unterschieden sich sehr.

Es tat gut, zu begreifen, wie anders vor 100Jahren die Vaterrolle war und wie es immer wieder eine Herausforderung ist, die Vaterrolle heute neu zu kreieren, ohne Vorbilder zu haben. Mir ist es wichtig, von Anfang an eine gute Beziehung zu meinen Kindern aufzubauen. Sie fordern mich auch oft heraus, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Das empfinde ich als ein großes Geschenk.

Darin hat der SpielRaum mich sehr unterstützt. Denn er ist ja nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern da. Ein Raum, sein eigenes Verhalten zu reflektieren und neue Gedanken zu denken.

F: Welche Tipps möchtest du aus deinen 3 1/2 Jahren Vaterschaft anderen Vätern mitgeben?

A: Es klingt einfach und banal, ist aber immer wieder sehr wahr: Kinder sind das größte Geschenk in deinem Leben. Durch sie kannst du eine ganz andere Liebe erfahren, als mit anderen Menschen. Ich empfehle anderen Vätern, mehr Gelassenheit zu entwickeln und den Kindern mehr Raum für ihre individuelle Entwicklung zu geben. Stattdessen ist es wertvoll, bei sich selbst anzufangen, sich selbst zu reflektieren und nach inhaltlichen Anregungen zu suchen. Bücher lesen oder sich auch im Internet Informationen über den Kontakt zu Kindern zu holen, die nicht nur den mainstream-Ideen der Elternschaft folgen. Von Montessori und Walddorf hatte ich früher schon was gehört, von der Piklerpädagogik erst durch den SpielRaum. Ich finde diesen Ansatz noch freilassender und behutsamer als alles andere, was ich kennengelernt habe. Auch was du uns von Jesper Juul erzählst. Zum Beispiel, dass es wichtig ist, seine eigenen Grenzen den Kindern gegenüber klar zu definieren und nicht alles um sie herum zu bauen. Ich habe gelernt, nicht Pädagoge für die Kinder zu sein, sondern versuche, so authentisch wie möglich zu sein. 

Durch das Beobachten der Entwicklung der Kinder habe ich begriffen, wie ständig alles im Wandel ist. Auch ich selbst. Früher dachte ich, ich bin gereift und verändere mich nicht mehr, aber jetzt bin ich dankbar, wie die Kinder auch mich verändern.

F: Vielen Dank für das Gespräch !